Innere Medizin

Weaning

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Weaning ist das englische Wort für „Entwöhnung“. In der Medizin bezeichnet man damit die Entwöhnung vom Beatmungsgerät Schritt für Schritt zurück zur Normalität und in ein selbstbestimmtes Alltagsleben. Das Weaning findet bei uns in einer speziellen Weaning-Abteilung statt, eingebunden in die Intensivstation.

Dieser Prozess ist für Patienten, Ärzte, Pflegekräfte, Atmungstherapeuten, Logopäden und Physiotherapeuten oftmals ein schwieriger und langwieriger Weg, der eine enge Zusammenarbeit erfordert. Die Koordination der an dem Prozess beteiligten Personen spielt eine entscheidende Rolle.
Die psychische Betreuung, frühzeitiges Sprechen, eine ausreichende Nahrungsaufnahme und frühzeitige Mobilisation des Patienten finden besondere Berücksichtigung.

Ursache und Vorkommen
Bei den meisten Patienten ist die Entwöhnung von einem Beatmungsgerät problemlos möglich. Bei circa 15 Prozent dieser Patienten ist aber eine stabile Entwöhnung zunächst nicht möglich. Die häufigste Ursache dafür sind Vorerkrankungen der Lungen (COPD), aber auch Herzinsuffizienz, Anämie (Blutarmut), neuromuskuläre Erkrankungen, Mangelernährung oder starkes Übergewicht. Bestimmte Medikamente können auch dafür verantwortlich sein.


Wie wird die Erkrankung entdeckt?
Die Krankenvorgeschichte eines Patienten (chronische Lungen- und Herzerkrankungen), sein Körperbau, Veränderungen in dem Röntgenbild, Messwerte am Beatmungsgerät und die Messung der Blutgase (Sauerstoff und Kohlendioxid) können bereits während der Beatmungstherapie auf eine schwierige Entwöhnung hinweisen. Der wichtigste klinische Parameter ist die schnelle, flache Atmung (engl. rapid shallow breathing). Durch Bestimmung der Atemfrequenz und des Atemzugvolumens während eines Spontanatemversuches kann der Erfolg einer Entwöhnung abgeschätzt werden.


Wie wird die Behandlung durchgeführt?
In der modernen Beatmungsmedizin beginnt bereits mit dem Start einer Beatmungstherapie die Planung der Entwöhnung. Bei einer schwierigen Entwöhnung ist das Ziel die Rekonditionierung (Wiederinstandsetzung) der Atemmuskulatur. Dabei müssen die Behandlungsmaßnahmen zu einer Entlastung der überlasteten Atemmuskulatur führen. Eine individuell angepasste, kontrollierte Beatmung führt zur Erholung der Atemmuskulatur. Immer länger werdende Spontanatmungsphasen sollen zur vollständigen oder teilweisen Unabhängigkeit vom Beatmungsgerät führen.


Individuelle Beatmungsentwöhnung
Die Beatmungsentwöhnung verläuft bei jedem Patienten anders. Daher werden in den täglichen Visiten individuell für jeden Patienten aktuelle Behandlungsziele festgelegt. Das liegt an den sehr unterschiedlichen Grund- und Begleiterkrankungen, die die Patienten mitbringen. Im Weaningprozess können Begleiterkrankungen sehr bedeutend sein und über den Behandlungserfolg entscheiden.


Die Atmungs- und Physiotherapeuten
Eine wichtige Rolle übernehmen die Atmungstherapeuten, die bestens mit allen Techniken des Atemwegsmanagements vertraut sind und in enger Absprache mit den Ärzten handeln. Zu ihren Aufgaben gehören u.a. die Einstellung der Beatmungsgeräte und die Anpassung der Masken. Zudem schulen Atmungstherapeuten Patienten und Angehörige im Umgang mit den Beatmungsgeräten und dem erforderlichen Zubehör, damit die Patienten möglichst rasch in der Lage sind, selbständig mit ihren Hilfsmitteln umzugehen.

Die Physiotherapeuten haben ebenfalls einen wichtigen Stellenwert im Weaningprozess. Sie arbeiten täglich daran, die Bewegungs- und Funktionsfähigkeit der oft sehr geschwächten Patienten wiederherzustellen. Darüber hinaus führen sie eine intensive Atemschulung durch und vermitteln die richtige Anwendung von speziellen Hustentechniken, um die Bronchien von störender Verschleimung zu befreien und somit Lungenentzündungen vorzubeugen. 

Durch die intensive Zusammenarbeit von Atmungs- und Physiotherapeuten wird die Mobilisierung beatmeter Patienten unter invasiver Beatmung und später unter Maskenbeatmung ermöglicht.


Entlassung aus dem Krankenhaus
Wenn der Entwöhnungsprozess beendet ist oder die Beatmung außerhalb des Krankenhauses weitergeführt werden muss, endet der Aufenthalt des Patienten auf unserer Weaningstation.

Vor der Entlassung werden individuell die Möglichkeiten der weiteren Vorgehensmaßnahmen mit den Patienten und ihren Angehörigen besprochen, geplant und in die Wege geleitet.

Im Anschluss an eine Langzeitbeatmung werden in einigen Fällen entweder vorübergehend oder auch dauerhaft eine Maskenbeatmung zur Unterstützung der überlasteten Atemmuskulatur erforderlich. In diesem Fall erhalten die Patienten für die weitere Versorgung ein entsprechendes Beatmungsgerät.

Um auch möglichst vielen Patienten eine langfristige Pflegebedürftigkeit zu ersparen, werden sie in spezialisierte Rehakliniken verlegt. Kommt eine Rehabilitation nicht in Frage, wird gemeinsam mit dem Sozialdienst die weitere Versorgung organisiert.


Kliniksuche mit dem Körperkompass
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