Rhythmologie und Device-Therapie
Eine Abklärung der Ursache ist in alle Fälle notwendig. Neben Anamnese und körperlicher Untersuchung stehen uns im Knappschaftsklinikum Saar zahreiche Diagnostikmethoden zur Verfügung Dazu gehöhren z.B. 12-Kanal-EKG, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdurckmessung, bildgebende Verfahren (Echokardiographie, ggf. Kard-MRT bzw. Koroangiographie).
Wenn im Zuge der Untersuchung dieser Symptome keine anderen behandelbaren Ursachen festgestellt werden, stehen uns verschiedene Therapiemöglichkeiten zur Verfügung.
Speziell bei langsamen Herzrhythmusstörungen (Bradykardien) erfordert oft die Implantation eines Herzschrittmachers. Hingegen benötigen andere Patienten mit schnellen Herzrhythmusstörungen, wie zum Beispiel Kammer-Tachykardien, die potenziell zu plötzlichem Herztod führen können, den dauerhaften Schutz eines implantierbaren Defibrillators (ICD), insbesondere bei Herzinsuffizienz nach einem Herzinfarkt (ischämische Kardiomyopathie).
Des Weiteren erfahren zahlreiche Patienten mit Störungen in der Reizleitung (wie einem Linksschenkelblock) und Herzinsuffizienz (einer verminderten Pumpfunktion des Herzens) positive Effekte durch eine kardiale Resynchronisationstherapie (CRT). Bei dieser Therapieform kann die simultane Anregung des gesamten Herzmuskels die Auswurfleistung des Herzens erheblich steigern.
Im Folgenden erhalten Sie Einblicke in diese drei bedeutenden Therapie-Möglichkeiten.
Therapien
Herzschrittmacher
Moderne Herzschrittmacher überwachen kontinuierlich die Herzfrequenz und greifen ein, falls das Herz nicht ausreichend schnell schlägt. Bei langsamen Herzrhythmusstörungen (Bradykardien), die sich durch Energiemangel, Schwindel oder plötzliche Bewusstlosigkeit (Synkopen) manifestieren können, sind sie daher die bevorzugte Therapieoption.
Die Implantation von Herzschrittmachern erfolgt unter örtlicher Betäubung durch einen
kleinen Hautschnitt unterhalb des Schlüsselbeins. Ein bis drei Elektroden werden durch dort verlaufende Venen zum Herzen vorgeschoben und im Herzmuskel fixiert. Im Durchschnitt, je nach System, liegt die Lebensdauer der Batterie bei etwa 10 bis 15 Jahren.
Defibrillatoren
Defibrillatoren, auch als automatische implantierbare Kardioverter/Defibrillatoren (AICD oder ICD) bekannt, werden eingesetzt, wenn Patienten einem akuten Risiko des plötzlichen Herztods ausgesetzt sind. Dazu gehören Personen mit wiederkehrenden schnellen Herzrhythmusstörungen in den Herzkammern, wie ventrikuläre Tachykardien oder Kammerflimmern, sowie solche mit Herzinsuffizienz, beispielsweise infolge einer Pumpschwäche nach einem Herzinfarkt. Diese spezifischen Rhythmusstörungen können nicht effektiv durch herkömmliche Herzschrittmacher behandelt werden. Defibrillatoren können hingegen rasch das Herz stimulieren, um schnelle Rhythmusstörungen zu beenden. Falls dies nicht erfolgreich ist, können sie einen Elektroschock abgeben, der das Herz kurzzeitig elektrisch neutralisiert. Dadurch erhält der natürliche Schrittmacher des Herzens, der Sinusknoten, die Kontrolle über die Erregung zurück. Dieser lebensrettende Schock wird von den meisten Patienten nicht wahrgenommen, da die zugrunde liegende Rhythmusstörung in den meisten Fällen zu einem Bewusstseinsverlust führt.
Kardiale Resynchronisationstherapie (CRT)
Bei Patienten, die an Herzinsuffizienz und Erregungsleitungsstörungen leiden, wie beispielsweise einem Linksschenkelblock, ist die Pumpfunktion des Herzens beeinträchtigt. Die gestörte Ausbreitung der Erregung führt dazu, dass verschiedene Bereiche des Herzmuskels zeitlich versetzt stimuliert werden, was die Koordination der Kontraktionen beeinträchtigt und die Pumpfunktion verschlechtert. Die kardiale Resynchronisationstherapie (CRT) hat daher zum Ziel, das Herz durch eine gezielte (biventrikuläre) Stimulation beider Herzkammern zu "resynchronisieren".
Es wird eine Elektrode in die rechte Herzkammer implantiert. Die Zielposition für die Elektrode in der linken Herzkammer ist der Coronarsinus. Dieses Blutgefäß transportiert venöses Blut aus den Herzkranzgefäßen in den rechten Vorhof. Die Elektrode wird in einen Seitenast des Coronarsinus eingeführt und befindet sich an der Außenseite der linken Herzkammer. Durch eine gleichzeitige Erregung beider Herzkammern verbessert sich die Herzleistung, was sowohl Symptome lindert als auch die Lebenserwartung dieser Patienten verbessert.
Üblicherweise wird das Gerät unterhalb des linken Schlüsselbeins implantiert, und je nach vorhandenem Unterhautfettgewebe kann man die Konturen des Aggregats nach der Implantation fühlen. In unserer Klinik wird die biventrikuläre Stimulation in den meisten Fällen mit einem Defibrillator kombiniert, da Patienten mit Herzmuskelschwäche ein erhöhtes Risiko für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen aufweisen können. Beide Systeme sind in einem Gehäuse integriert.
Aggregat- / Batteriewechsel, Aggregat- und Elektrodenrevisionen
Nach Erschöpfung der Batterie, üblicherweise nach 10-15 Jahren bei Herzschrittmachern und 7-10 Jahren bei Defibrillatoren, ist ein Batteriewechsel erforderlich. Da die Batterie mit dem gesamten System in einem Gehäuse integriert ist, erfolgt die Erneuerung des gesamten Geräts.
In der Regel bleiben die Sonden unverändert. Eine Erneuerung der Sonden ist äußerst selten und erfolgt gegebenenfalls in derselben Sitzung, falls notwendig.
Die Mehrheit der Aggregatwechseloperationen wird heutzutage in der Regel ambulant durchgeführt. Eine Entlassung ist bereits zwei bis vier Stunden nach der Operation möglich.
Besondere Systeme von Schrittmachern bzw. Defibrillatoren
Subkutaner ICD:
Der subkutan implantierbare Kardioverter/Defibrillator gehört zu den ICD-Geräten und wird bei Personen mit einem erhöhten Risiko für plötzlichen Herzstillstand implantiert. Im Unterschied zu herkömmlichen ICD-Systemen wird das gesamte subkutane ICD-System extrakardial platziert, direkt unter der Haut, ohne dass Elektroden das Herz berühren. Dadurch entfallen potenzielle Kurzzeit- und Langzeitrisiken, die mit einer Implantation von Elektroden im Herzen oder in den Blutgefäßen verbunden sein können.
Das MICRA™-System ist ein miniaturisierter Herzschrittmacher zur Behandlung von Bradyarrhythmien. Diese werden perkutan im Rahmen eines minimalinvasiven Implantationsverfahrens im rechten Ventrikel platziert und erfordern keine transvenösen Elektroden.
Leben mit Herzschrittmachern und Defibrillatoren
Nach 24 Stunden werden zur Funktions- und Lagekontrolle des Systems ein EKG und ein Röntgen des Brustkorbs durchgeführt. Wenn hierbei keine Probleme festgestellt werden, können Patienten mit einem Herzschrittmacher das Krankenhaus verlassen und erhalten ihren ersten Nachsorgetermin.
Die regelmäßigen Kontrollen dienen sowohl der Bestätigung der Sicherheit der Batterie und der Funktionsweise der Geräte als auch der Anpassung an die individuellen Bedingungen des Patienten. Während dieser Kontrollen werden die Aggregate mithilfe eines ärztlichen Programmiergeräts abgefragt und das Programm entsprechend angepasst. Die Kontrolle dauert in der Regel ca. 20 Minuten.
Arbeiten und Hobbys
Ein Herzschrittmacher oder Defibrillator ist darauf ausgelegt, eine berufliche Tätigkeit zu ermöglichen, nicht zu behindern. Die große Mehrheit der berufstätigen Personen kann nach einer kurzen Erholungszeit wieder ihrer beruflichen Tätigkeit nachgehen. Nur wenige Berufe sind aufgrund sicherheitsrelevanter Aspekte nicht mit dem Tragen eines Herzschrittmachers vereinbar.